Reims, Berlin, Cheers! 

Die kreative Verantwortung im Zuge einer Carte Blanche abzugeben, bedeutet in der Kunst- und Kulturwelt immer, neue künstlerische Höhepunkte zu erreichen. Das Champagnerhaus Ruinart veranschaulicht dieses Prinzip jährlich, wenn es Künstler beauftragt, ihre Vision von der Maison zu visualisieren. In diesem Jahr zeigt die französische Bildhauerin Eva Jospin für das Projekte „Promenade[s]“ mit Stickereien, Zeichnungen und einer skulpturalen Landschaft aus Karton und Wellpappe ihren Blick auf die kleine Stadt Reims in der Champagne, aus der das Unternehmen stammt. Die Arbeiten sind vom 27. April bis 2. Mai im Berliner Pop-up „Ruinart Maison 1729 – From Reims to Berlin“ zu sehen, bevor sie für die Art Basel und die Frieze Art Fair um die Welt gehen. Amtsalon (Kantstraße 79, Berlin), täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Fifty & Fabulous 

Mit dem 50. Geburtstag geht nicht nur erfahrungsbedingte Weisheit einher, sondern häufig auch der Wunsch, sich in Zukunft neu zu erfinden. Deswegen besinnt sich Timberland für das 50-jährige Bestehen seines Bestsellers – dem „Original 6 Inch Boot“ – gleichermaßen auf Vergangenes und Künftiges: Für das Projekt „Future73“ gestalten sechs Visionäre eine von der Zukunft inspirierte Version des Klassikers. Die Handwerkskunst wurde perfektioniert und ein Modell entwickelt, das nach ausgiebigem Tragen zerlegt und vollständig recycelt werden kann. Den gestalterischen Auftakt macht Schauspieler und Designer Edison Chen mit einem Schuh, der sich auf die chinesische Kultur und die buddhistische Achtsamkeits-Lehre stützt. Alle weiteren Capsule Collections von Nina Chanel Abney, Samuel Ross, Suzanne Oude Hengel, Humberto Leon und Christopher Raeburn werden im Laufe des Jahres lanciert und sind online sowie in ausgewählten Stores erhältlich.

WELT AM SONNTAG IM NORDEN

Es war der Traum zu dieser Welt. Dreißig Jahre ist es her, dass Maria Grazia Chiuri, die Kreativdirektorin bei Dior Woman, mit den Chanakya Ateliers in Mumbai eine Adresse fand, an der ihr ausgeprägtes Faible für Stickerei-Kunst umgesetzt und perfektioniert wurde, während in ihrer Heimat Italien diese Kunstfertigkeiten eher in den Hintergrund trat. Seither sind die Bande eng. Am Donnerstagabend wurde der Höhepunkt dieser langen Freundschaft mit einer in Indien noch nie dagewesenen Show zelebriert.

 Und das vor dem „Gateway of India“, im vergangenen Jahrhundert zu Ehren von König George und Queen Mary direkt am Arabischen Meer gebaut, ein steinerner, riesiger Willkommensbogen. An diesem Abend stand davor noch ein Tor, ein indischer Toran, die typischen, ganz individuellen Türvorhänge, mit denen Gäste willkommen geheißen werden. Dieser war handgefertigt von der Chanakya School, eine Liebeserklärung an Dior, dadurch schritten 100 Models mit Maria Grazia Chiuris Antwort: Einer Prefall-Kollektion, die das Handwerk ehrte, das Land, die Kultur und die Strecke Indien Frankreich, Paris-Mumbai hin und zurück legte. Eine ihrer schönsten je. Kultureller Austausch in seiner wahren, kostbaren Form. #moretocome

DIE NEUE AUSGABE

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Jeremy Scott verlässt Moschino

Ein bisschen Spaß muss sein, auch in der Mode. Kein Designer der Gegenwart versteht das so gut wie Jeremy Scott. Seine erste Moschino-Show war ein Big Bang: Zu Beginn Kostüme und Kleider im Rot und Gelb von McDonald’s, dazu Taschen mit einem geschwungenen „M“, das ans Logo der Fast-Food-Kette erinnerte. In der Mitte Spongebob-Strick und zum Schluss Kleider mit Chipstüten-Print. Was Jeremy Scott für den Herbst und Winter im Jahr 2014 erdachte, war eine Hommage an den schnellen Konsum. Nicht jeder in der Modewelt fand es lustig. Darf Luxus so etwa nicht aussehen? Dass er es darf, hat der Amerikaner allen Kritikern bewiesen, indem er beständig und überaus erfolgreich weitermachte mit seiner Mode. Die pinken Barbie-Kleider, die Minikleider mit „Sale“-Aufdruck im XL-Format und die Jackie-Kennedy-From-Outer-Space-Roben rissen ihm die Kundinnen aus den Händen. Mode als Performancekunst – perfekt inszeniert für die Instagram-Zeitalter. Nach zehn Jahren tritt Jeremy Scott nun von seinem Posten zurück. „Ich bin stolz auf das Erbe, das ich hinterlasse“, sagt er. Kann er auch. Über sein Moschino konnte man nicht nur lachen, man wollte darüber nachdenken. Ein Nachfolger wurde noch nicht bekannt gegeben.

ROSA WUNDER

Christo hätte seine Freude: In Rom, London, New York, Amsterdam und, wie hier, Tokio hat Andrés Reisinger Bauten in rosa Stoff oder Plüsch gehüllt. Allerdings nur am Computer. „Take Over“ heißt das Projekt, für das der Digitalkünstler aus Barcelona so täuschend Fiktion und Wirklichkeit vermischt, dass, kaum hatte er die ersten Bilder auf Instagram gezeigt, die Leute nach den genauen Adressen der Gebäude fragten. Sie wollten sie besichtigen. Klar, dass der Mann in seiner Branche ein Weltstar ist.

ENTDECKEN

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Die Mutmacherinnen

Es liegt in der Natur der Sache, dass man den Frauentag nicht mit derselben Leichtigkeit feiert, die den Herrentag bestimmt. Ja, Feminismus ist noch immer kein selbstverständliches, sondern drängendes Thema. Mit der „Pomellato for Women“ Kampagne kämpft die Mailänder Schmuckmanufaktur Pomellato seit sechs Jahren gegen die Grenzen weiblicher Freiheit. Das Ziel ist nicht weniger als die Gleichstellung der Geschlechter. Gemeinsam mit Markenbotschafterin Jane Fonda und CEO Sabina Belli erzählen Schauspielerin Joey King, Profikletterin Nasim Eshqi und Aktivistin Paola Egone im diesjährigen Kampagnenfilm von ihrer persönlichen Suche nach Freiheit sowie strukturellen Grenzen. Nasim Eshqi offenbart etwa ihre Erfahrungen mit Drohungen und Unterdrückung, die sie als Bergsteiger-Pionierin mit der iranischen Regierung machen musste: „Es war ein Kampf darum, die zu sein, die ich sein will.“ Und das ist einer, der sich immer lohnen wird.