„Poetry in Motion“ von Donald Robertson. Gegen eine freiwillige Spende an die High School for the Performing and Visual Arts Washington hier runterzuladen.
Freund der Familie
Mit seiner ersten Kollektion für Fendi durfte der neue Chefdesigner Kim Jones gleich mehrere Debüts geben: Zum ersten Mal entwirft er für Frauen, zum ersten Mal Haute Couture. Klingt nach Druck, aber Jones hält dem Stand. Männermode für Louis Vuitton und Dior Homme zu entwerfen hat ihn schließlich hierher gebracht. Dass sich seine erste Fendi-Kollektion um die Geschichte der Bloomsbury Group drehte, der freien, auf Konventionen pfeifenden Künstler-Clique rund um Virginia Woolf, kann man aber wohl auch als Handkuss an seine britische Heimat verstehen. Das Charleston House in Sussex, Heimat der Bloomsburys, liegt schließlich nicht weit entfernt von dem Ort, an dem Jones aufwuchs.
Die Kollektion, vorgeführt von so fantastischen Frauen wie Demi Moore oder Kate Moss, vereinte die Symbolik aus dem Umfeld und dem Werk der Bloomsbury Group – allem voran Woolfs “Orlando” – mit typisch römischen Insignien. Der Marmor aus der Galleria Borghese inspirierte die Muster auf Jacquards und Seide, Woolfs Bücher inspirierten die Handtaschen, Malereien aus Charleston House die Stickereien auf den Abendkleidern. Die fielen vor allem durch kunstvoll geschnittene Schulterpartien auf, verschmolzen mit halben Blazern zu Jacke-und-Kleid-Hybriden. Die oft speziellen Formen, das Spiel mit dramatischen Capes, Ausschnitten und Motiven zeigt, dass Jones Freude daran hat, sich neu auszudrücken. Sicher auch, weil er nun von so tollen Frauen umgeben ist: Die Töchter von Silvia Fendi Delfina Delettrez und Leonetta Fendi liefen als Models in der Show. Jones feiert mit dieser Kollektion nicht nur seinen neuen Job, sondern auch seine neue Familie. Silvia Ihring