Luxusmode sollte wieder mehr eine Eigenschaft betonen, die in den letzten 20 Jahren in Vergessenheit geriet: etwas Rares, Diskretes und damit Besonderes zu sein. Ich erinnere mich noch gut an einen sehr persönlichen Luxusmoment bei der großen Madame Carven auf ihrem Landsitz bei Paris, wohin sie mich an einem heißen Sommertag eingeladen hatte.
Sie hatte einen sehr eleganten, älteren Freund zu Besuch, der trotz der Hitze mit Krawatte und Kostüm im Garten saß. Sein Anzug war maßgeschneidert in der Savile Row in London und sehr alt. Über die Jahre hatten Motten ihre Spuren hinterlassen, und jedes Loch ließ er von einem Schneider ausbessern und dabei auf der Innenseite die Jahreszahl einsticken.
Der Anzug wurde so etwas wie das Tagebuch seines Lebens. Luxusmode, das sollten Stücke sein, die du ein Leben lang behältst und schätzt. Wir sollten uns in Zukunft mehr damit beschäftigen, einen eigenen Stil zu finden. Für mich ist Luxus eine Signatur, kein Logo. Eine Art Savile Row für Damen in Paris, das wäre für mich eine schöne Utopie.
Olivier Saillard, Modehistoriker in Paris