Thema Design

Prada Men SS23 in Mailand

Wait for it… 

Auf die Schnelle geht derzeit wenig. Durchhaltevermögen war auch in der Welt der Art Cars gefragt. Bereits im März enthüllte man den von Streetwear Designer Sean Wotherspoon gestalteten Porsche „Taycan 4 Cross Turismo“ auf dem South by Southwest Festival in Texas. Die extrovertierte Colorblocking Lackierung weckte sofort die Frage: Wie sieht der Wagen wohl von innen aus? Doch das bleib ein Geheimnis – bis jetzt! Die bunte Außenlackierung setzt sich im Interieur fort. Zum Einsatz kamen außerdem Wotherspoons Signature-Materialien Kork und eine Kordsamt-Verkleidung an Dachhimmel und Sonnenblenden. Die Krönung? Die Innenausstattung ist komplett vegan und Lederfrei.

Trostspender

Wie die Umarmung eines Teddys: So fühlt es sich an, auf dem Sessel „Nana“ von Hanne Wellmann zu sitzen, Die Berliner Designerin hatte 2021 für Freifrau schon einen Stuhl gleichen Namens entworfen. Seine gerundete Sitzfläche, Rücken – und Armlehnen sind von Wolken inspiriert- und genauso sitzt man auch darauf. Der Sessel, eine Couch und ein Pouf, die jetzt dazu gekommen sind, haben ähnliche Formen, doch statt des schwebend leichten Eindrucks steht jetzt das Weiche, fast Voluminöse im Vordergrund. Es verspricht Geborgenheit und weckt Kindheitserinnerungen – ein Trostmöbel, für alle, die sich gerade die Knie aufgeschlagen haben. Was will man mehr von einem Sessel? freifrau.com, hannewillmann.com

„Chant“ ausgestellt in Mailand
„Requiem Globe“
„Requiem“
Nahaufnahme der Lichtinstallation „Vesper“
„Panntheum“
„Hail“ ebenfalls in Mailand zu sehen

Erleuchtung garantiert  

Lee Broom spürte göttliche Inspiration und machte daraus Leuchten, die auch auf Erden gut aussehen.

Bevor Lee Broom einer der angesagtesten Möbel- und Interiordesigner Englands wurde, hat er eine Schauspielschule besucht, bei Vivienne Westwood gearbeitet und Mode studiert. Anders gesagt: Von Inszenierungen versteht er was. Mal baut er aus Leuchten einen zwei Geschosse hohen Weihnachtsbaum, mal präsentiert er seine Entwürfe auf einem schneeweißen Kinderkarussell – und auf den Modellen seiner Stuhlkollektion ließ er ein Streichorchester eine Haydn-Symphonie spielen, von Spots dramatisch beleuchtet. Im Mailand ging es jetzt göttlich zu.

„Divine Inspiration“ nannte er die Installation, in der er sechs neue Leuchtenkollektionen zeigt und dafür aus schnöden Galerie – Sakralräume machte, inklusive bunter Folie auf den Fenstern, als wäre man in der Kirche. Die Leuchten selbst sind, wie oft bei Brooms Entwürfen, eher schlicht, variieren auf subtile Art klare geometrische Formen – und könnten so auch in einer dieser leicht exzentrisch skulpturalen Kirchen hängen, die nach dem Krieg wie Pilze aus dem Boden schossen, in Deutschland zumindest. Dass dazu aber eher meditative Ambiance-Musik lief und sein Team weiße Gewänder trug wie das Personal eines Achtsamkeits-Retreats, wirkte dagegen seltsam unentschlossen. Aber die Leuchten, soviel ist klar, werden sich auch im Wohnzimmer oder in Hotelfoyers gut machen. Der Mann ist in jeder Hinsicht Profi. Gabriele Thiels

Fotografiert von Luke Hayes und Arthur Woodcroft

Hermès präsentiert vier skulpturale Figuren aus Holz und Papierbögen. Inspiriert von Wassertürmen, erinnern die lichtdurchfluteten Installationen jedoch eher an Lampions und sollen so Monumentalität und Leichtigkeit vereinen. Unbeschwert gehts im Inneren weiter: Leichte Materialien und simple Formen bestimmen auch das Design der neuen Home-Kollektion mit Möbeln, Accessoires und Textilien.

Zurück in die Zukunft

Mut und Innovationsgeist gehören zu Alessi wie die bekannte „Juicy Salif“ Zitronenpresse. Passend also, das 100-jährige Bestehen der Designfabrik nicht nur mit einer Retrospektive, sondern auch mit einem Blick in die Zukunft zu feiern. Auf der Milan Design Week wurde dafür die Wanderausstellung „Alessi 100-001“ eröffnet. Der erste Teil – die 100 des Titels – erforscht die Vergangenheit und veranschaulicht in zwölf kreativen Räumen die Unternehmensphilosophie. Der zweite Teil der Ausstellung – die 001 – offenbart das erste Projekt im neuen Jahrhundert: In Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Designer Virgil Abloh entstand ein durch Karabiner verbundenes Besteck-Set, präsentiert in einer Installation, die von der geometrischen Natur in Computerspielen inspiriert ist. Ein Instagram-Filter ermöglicht dank Green-Screen-Technologie, digital in die Installation einzutauchen und stimmt auf die Zukunft ein. 

Sie führen das Unternehmen, indem sie dem Bauchgefühl vertrauen statt Richtlinien und Trends, Designern Carte blanche geben statt Vorgaben zu machen: Pulpo. Erstmalig zeigen sie ihre Entwürfe in der Innenstadt und verwandeln eine ehemalige Bank in einen Super-Showroom. Die Pulpo L.O.V.E. Bank noch bis Sonntag in der Via S. Vittore Al Teatro, 5, Milan

 

Ein Garten in Mailand

Flexform eröffnet seinen ersten Showroom in der Designmetropole Mailand. Der Duft von Olivenbäumen, Rosmarin und ein Hauch von Strandhafer liegt in der Luft, der Raum ist weit, hoch und hell und die Sofas sind zeitlos schön, weich und wirken auf elegante Art entspannt: Flexform ist in Mailand vor Anker gegangen. Die Marke aus dem nahen Meda hat mitten in Zentrum, im Designviertel Brera, einen Showroom eröffnet; mit 800 Quadratmeter Fläche und extragroßen Fenstern, durch die Stadt hinein- und sie teilhaben lassen an dem üppigen mediterranen Grün, das hier in XL-Kübeln den Raum strukturiert. Es ist, als blickte man in einen der vielen privaten Parks und Gärten, die sich in Mailand sonst meist hinter hohen Toren verborgen halten.

Die Innenarchitektur – ein einziger großer Raum, in dessen Mitte eine Galerie eingestellt wurde entwarf ACPV ARCHITECTS, das Antonio Citterio mit Patricia Viel führt. Der Architekt und Designer prägt die Flexform-Kollektion seit fast 50 Jahren, und Neuheiten und Klassiker, Outdoor- und Indoormöbel werden hier, zu lockeren Gruppen arrangiert, zusammen präsentiert: das ultra lässige Sofa „Ambroeus“ etwa, bei dem große Kissen in ein lederbezogenes Stahlgestell gesteckt werden,  oder die neue Outrdoorfamilie „Carmargue“, deren Metallgestell einen Hauch Retrostimmung verströmt und eine Paravent mit einem Geflecht aus Seegrasschnur, das nach Urlaub duftet: Drinnen und draußen verschmelzen. Man fühlt sich wie in der Sommerfrische. Gabriele Thiels

Rad, und ab

Es braucht nicht viel, um bei schönem Wetter draußen glücklich zu sein. Wobei: So ein Tod’s-Fahrrad wäre schon nicht schlecht. Diese Woche wird das „Tod’s T Bike“, das in Zusammenarbeit mit dem italienischen Fahrradspezialisten Colnago entstanden ist, auf dem Salone del Mobile in Mailand ausgestellt, ab dem 13.6. kann man es vorbestellen. Wer eines besitzen möchte, sollte, sinnbildlich gesprochen, hart in die Pedale treten: Das grüne Bike mit orangefarbenen Ledereinsätzen ist auf 70 Stück limitiert. Von den neuen limitierten Editionen der bekannten Tod’s-Tab-Sneaker und des Windbreakers, die ebenfalls auf der Messe vorgestellt werden, wird es aber mehr geben. Und die sehen garantiert auch auf anderen Fahrrädern gut aus.

 

KLICK UND KUNST

„Ich mag mein Geld am liebsten dort, wo ich es sehen kann“, sagte Carrie Bradshaw einst über ihren luxuriös gefüllten Kleiderschrank. Dass aber Mode nicht die einzige Investition sein muss, beweist Net-A-Porter mit seinem neuesten Channel. Ab 6. Juni verkauft der Luxus-Online-Shop auch zeitgenössische Kunst. Den Anfang macht kein Geringerer als Modefotograf Guy Bourdin: zehn gerahmte Fotografien des Parisers werden verkauft, unter anderem Werke, die er für Chanel, Charles Jourdan und Vogue geschossen hat. Und die zukünftigen Stücke? Werden in Kooperation mit der Plattform für Kunst und E-Commerce AP8 ausgewählt.

© The Guy Bourdin Estate 2022

Bitte eintauchen!

Einfach mal blaumachen. Das kommt Designer Simon Porte Jacquemus nur wörtlich genommen in den Sinn. Nachdem sein „24/24“ Pop-up-Konzept mit rund um die Uhr geöffneten Verkaufsautomaten in Paris und Mailand erfolgreich gestartet ist, zieht ihn die Zusammenarbeit mit dem Kaufhaus Selfridges nun nach London. Angelehnt an die vom Wasser inspirierte „Le Splash“-Kollektion sind sowohl der 24/24 Pop-up auf der Rückseite des Kaufhauses, als auch der neue Selfridges Corner Shop komplett in Blau gestaltet. Im Old Selfridges Hotel gibt außerdem eine Installation zu sehen, die von Umkleidekabinen in Schwimmbädern inspiriert ist. Nostalgie inklusive.

Credit: Jacquemus/Selfridges

Fotograf: Lewis Ronald

Ein Like für kritische Kunst

Berühmt wurde die taiwanesische Künstlerin mit ihrer Serie von Selbstporträts auf Flugzeugtoiletten, bei der sie Teile ihres Körpers mit Klodeckeln bedeckte. Auf Instagram folgen der gesellschaftskritischen Kunst von John Yuyi mittlerweile mehr als 223.000 Fans, denn besonders mit ihren temporären Tattoos stellt die 31-Jährige immer wieder in Frage, wie Frauen und ihre Körper im Internet dargestellt und kommerzialisiert werden. Nun sind ihre Werke auch offline zu bewundern. Von 10. Juni bis 27. August 2022 in der Züricher Christophe Guye Galerie.

Credit: John Yuni / Christopher Guye Galerie

Reelle Realitäten

Die Zukunft scheint im Metaverse zu liegen. Wer aber meint, die Welt sei nur in der virtuellen Realität schöner, der sollte sie durch die Augen von George Byrne betrachten. Mit der Ästhetik eines Malers fotografiert der Australier Häuser und Landschaften. Wie bei seiner Arbeit „Post Truth“ liegt der Fokus stets auf Welten, die so zuckerig wirken, dass man kurz an ihrem Dasein zweifelt. Der gleichnamige Bildband versichert: Alles echt! (Hatje Cantz)

GeorgeByrne/Hatje Cantz Verlag

Was das schwedische Modehaus H&M kann, kann die Tochtermarke H&M Home schon lange. Nun legt die Möbelsparte mit prominenten Gast-Designern nach. In diesem Jahr hat sich die iranisch-französische Designerin India Mahdavi ausgetobt. Wie kam es dazu? Das haben wir sie gefragt.

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Zurückbleiben bitte

In der Station Vittoria in Brescia lädt eine neue Installation von Nathalie Du Pasquier und dem Fliesenhersteller Mutina zum Verweilen. Die quaderförmigen Gebilde sind mit bunten Fliesen aus der Reihe Mattonelle Margherita eingekleidet. Auch ein Hahn hat sich in einer Nische versteckt. Die U-Bahn-Station als Ausstellungsort gehört in Metropolen längst zu den Prestigeobjekten. Ein gutes Zeichen, dass kleinere Städte nun nachziehen.

Piercarlo Quecchia

Kurve trifft Gerade: Das Teakholzgestell des Sessels „Pablo“ ist angewandte Mathematik. Von Vincent Van Duysen für B&B Italia
Umarmung: Spangen aus gebeiztem Teakholz halten beim Sessel „Rotin“ das wetterfeste Sitzpolster. Von Zanellato/Bortotto Studio für Ethimo
Feiner Feierabend: Garage „Toulon“ bietet Mährobotern und Ladestationen ein standesgemäßes Heim, Garpa
Out of India: Das Keramiktischchen „Guna“ von Chiara Andreotti spielt auf indische Möbel an. Gervasoni
Vorhang: Das Gestell des Esstischs „Cartagenas“ von Sebastian Herkner besteht aus Kunststoff- streifen, die Platte aus Marmor. Ames
Wolkenbett: V-förmige Metallbeine lassen das Polster von „Valentina up“ schweben. Von Alejandra Gandía-Blasco für Diabla
Kurve trifft Gerade: Das Teakholzgestell des Sessels „Pablo“ ist angewandte Mathematik. Von Vincent Van Duysen für B&B Italia
Gut gewickelt: Eine Manschette aus Outdoor- Faser hält beim Tisch der Kollektion „Fresco“ von Matteo Thun die Beine zusammen. Gloster
Wellennest: Die geschwungene Kontur schafft beim Sofa „Lido Cord Outdoor“ von Gamfratesi unterschiedliche Sitztiefen. Minotti
Inspiration Kaffeehaus: Den Metalltisch „Ringer“ entwarf Michael Anastassiades für Kettal
Stuhlskizze: Bei „HiRay“ von Palomba + Serafini werden Umriss und Sitzfläche von schmalen Metallstäben gezeichnet. Kartell
Zeitlos: Das Stahlrohrgestell macht Sessel „Onsen“ von Francesco Meda und David Quincoces zum Klassiker-Kandidaten. Gandiablasco
Shine on: Das Garn des Kelims „Diamond“ von Charlotte Lancelot besteht aus recyceltem PET. Ganrugs
Gut vertäut: Die mobile Glasleuchte „Knot Battery“ von Chiaramonte Marin bietet Licht für 4,5 Stunden (Brokis)
Wolkenbett: V-förmige Metallbeine lassen das Polster von „Valentina up“ schweben. Von Alejandra Gandía-Blasco für Diabla

Wir sind draußen… oder drinnen: Die neuen Outdoor-Möbel sind so wohnlich, dass sie auch indoor passen. Falls der Sommer schwächeln sollte.

Raus aufs Land  

Mit Designer Christian Dior verbindet man klassischen Pariser Chic. Seine Liebe zum ländlichen Stil Südfrankreichs ruft die MIDI Kollektion von Innenarchitekt Pierre Yovanovitch für Dior wieder ins Gedächtnis. Entstanden sind Tabletts, Kerzenhalter oder Lampen aus mundgeblasenem Glas und traditioneller Holzarbeit. Für die Gestaltung orientierte sich Yovanovitch am Château de la Colle Noire, dem ehemaligen Landhaus des Couturiers in der Provence. Die Worte Diors zu seinem Wohnsitz gelten also gleichermaßen für die Midi Kollektion: “Einfach, solide und edel”. Ab sofort online.

Wir haben Erik Thomsen auf der Nomad in St.Moritz angetroffen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 06.03.22.

Giorgio Pace

 Co-Founder von NOMAD

Die Ausstellung der Galleria Luisa Delle Piane
Das Auktionshaus Christie’s ist auch mit von Par
Design von Star-Innenarchitekt Pierre Yovanovitch
auch in Kooperation mit D

ON THE GO

Dagmar von Taube live aus St. Moritz: Die „Nomad“, eine wandernde Verkaufsausstellung, gegründet von Giorgio Pace und Nicolas Bellavance-Lecompte, öffnet wieder ihre Türen. Ein Konzept, das die Welt bereist, und internationale Sammler und Galerien, Kunst, Architektur und Design an außergewöhnlichen Orten der Welt vereint.

Bis zum 06.03.22 findet die derzeitige Nomad in der 1595 erbauten Chesa Planta in Samaden statt: Einst privates Wohnhaus, heute ein Museum, das die reiche Kulturgeschichte des Oberengadins bewahrt. Schätze von 33 Ausstellern sind dort dieses Jahr zu bestaunen – darunter der französische Star-Innenarchitekt Pierre Yovanovitch, die New Yorker Galerie Vito Schnabel, das Auktionshaus Christie’s – einzigartige Möbel, kostbare Keramik-Arbeiten, Teppiche, Glas-Kunst, Gemälde und Skulpturen. Nomad-circle.com

Bilder von Mattia Parodi, Piergiorgio Sorgetti , Federico Floriani

„Die Now, Pay Later“ von Juno Calypso, 2018Credit: Courtesy of the artist and TJ Boulting
„A Clone of Your Own“ von Juni Calypso, 2017 Credit: Courtesy of the artist and TJ Boulting
Tomoko Sawada
OMIAI♡, 2001 Credit: Courtesy ROSE GALLERY
„Organ Player“ von Narcissister, Filmaufnahme, 2018; Credit: Courtesy of the artist
„Cosplayers“ von Cao Fei, 2004
Courtesy of the artist; Credit: Vitamin Creative Space and Sprüth Magers
Mary Reid Kelley und Patrick Kelley
„Rape of Europa“, 2021
Filmaufnahme; Credit: Courtesy the artists

Alltägliche Rollenspiele

Metaverse, Instagram, Virtual Reality: Ist die Erfindung anderer Welten die einzige Möglichkeit geworden, wirklich man selbst zu sein?

Über diesen Gedanken reflektiert „Role Play„, die neue Ausstellung der Fondazione Prada, die von Melissa Harris kuratiert und im Osservatorio in Mailand gezeigt wird. Elf internationale Künstler:innen, wie etwa Juno Calypso und Cao Fei, erforschen das Konzept einer alternativen Identität, die sich zwischen dem authentischen, dem idealisierten und dem universellen Selbstbild bewegt. Das Ergebnis ist absolut sehenswert und eine willkommene Pause vom Trubel der Mailänder Fashion Week. Bis 27. Juni 2022 zu sehen.

AIN’T NO TRASH

Bei ihrem Umzug von Berlin nach Hamburg wurde Linda Käckermann bewusst, dass sie fast ausschließlich Secondhand- und Vintage-Möbel besitzt. „Mit ,Ain’t no trash‘ möchte ich meinen Instinkt für individuelle Design-Möbelfunde zugänglich machen und zeigen, wie eine nachhaltige Einrichtung aussehen kann“, so die 30-Jährige, die mittlerweile quer durchs Land fährt, um Einzelstücke aus Designepochen wie Bauhaus oder Space-Age-Ära aufzuspüren; verkauft werden zum Beispiel Objekte wie den „Flying Carpet“ von Simon Desanta für Rosenthal. Und wer nach einer besonderen Location sucht: Das Niendorfer Studio lässt sich mieten.

Spekulationsobjekte

„Was könnte in Zukunft normal sein?“, fragt der Designer Konstantin Grcic in seiner Soloschau „New Normals“ im Berliner Haus am Waldsee. Smartphones, E-Cars, Masken? Vor ein paar Jahren oder auch nur Monaten hatten wir keine große Vorstellung von diesen Dingen. Heute sind sie selbstverständliche  Bestandteile unseres Alltags. „New Normals“ nennt sie Konstantin Grcic, weil in ihnen die Zukunft schon Form angenommen hat. Das interessiert den weltbekannten Designer, denn „Design ist immer eine Projektion nach vorn“.

Und weil man die Zukunft nicht wissen, wohl aber gestalten kann, hat er sich jetzt für seine große Soloausstellung im Berliner Haus am Waldsee einige seiner berühmtesten Entwürfe vorgenommen, sie verändert und umgedeutet. Seinen „Bell Chair“ (2020 für Magis) hat er mit einem Fahrradschloss an einen Rammschutzbügel aus Stahl gekettet, seine ohnehin schon spacigen Drehhocker und -stühle  „360“ (2009, für Magis) zu einem Karussell vereint und die mobile Leuchte „Mayday“ (1999 für Flos) unter jeder Decke fixiert wie einen Rauchmelder. Noch wirken die Objekte vielleicht fremd, „Aber plötzlich könnten sie überall sein und werden uns dann als ganz selbstverständlich erscheinen“, spekuliert er. Denn die Installationen, so hintersinnig und humorvoll sie auch sind, sind nur als Vorschläge gedacht. „Zukunft, die vorgibt, eindeutig zu sein, ist Kulisse“, sagt Grcic. „Die echte Zukunft ist unvollendet“. Gabriele Thiels

 

Konstantin Grcic, New Normals (Detail), 2021, Foto: Florian Böhm