


ciao da milano!
ciao da milano!
Mit Tarnkappe
In Zeiten, in denen urbaner Wohnraum immer knapper wird, scheint es fast zwingend, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. Bei Ivo Erichsen und Tobias Bihlmeyer bekommt dieser Ansatz eine überraschend neue Dimension. Oder hätten Sie erwartet, dass diese schicken Beistelltische in Wahrheit Staubsauger sind? Der Super Vacuum Cleaner besteht aus nachhaltigem Kork, hat absenkbare Rollen und bietet sogar Stauraum. Mopp und Leiter haben die Abstellkammer von nun an für sich allein. Mit ihrem praktischen Design-Stück konnten die beiden Studenten auch den Newcomer Design Award ein&zwanzig für sich entscheiden. Der Super Vacuum Cleaner hat sich als der „Bester der Besten“ von den 20 anderen Gewinnern abgehoben.
Oval, aber anders
Ein Stuhl, 17 Designer: Dior lässt seinen ikonischen „Medaillon Chair“ neu interpretieren. Das Ergebnis ist eine kleine Frischzellenkur für die ganze Branche.
Live from Milan. Dior Maison.
Möbel Couture
Im November eröffnet in Mailand der erste Dolce & Gabbana Casa Flagshipstore und im April 2022 werden die Designer ihre neue Möbelkollektion auf der weltgrößten Möbelmesse in Mailand präsentieren. Eine Preview gab es jedoch jetzt schon in Venedig. „Wir lieben den Exzess“, verkündeten Stefano Dolce und Domenico Gabbana auf ihrer Pressekonferenz. Und schöpfen wie immer aus dem Vollen.
Es ist ein Fest italienischer Handwerkskunst vom sizilianischen Carretto bis zum venezianischen Murano-Glas geht man an die Grenzen des Machbaren. Letztlich handelt es sich um Möbel Couture. Aufwendiger geht es kaum. Und während einerseits der Tradition gehuldigt wird, kommt der Spaß nie zu kurz. Ob bemalte Kühlschränke oder Polsterlandschaften im Leopardenlook: Gute Laune gibt’s bei Dolce & Gabbana im Überfluss. Heike Blümner live aus Venedig.
Sehen und sehen werden
Was gefühlt gestern noch nur einen Flug entfernt war, erscheint heute weit und in Teilen unerreichbar. Wir blicken auf den gleichen Horizont in einer anderen Welt. Auch der Künstler und Modefotograf George Hoyningen-Huene erlebte von 1900 bis 1968 eine Welt im Wandel. Immer dann erfreulich, wenn es um den Fortschritt ging. Etwa als Damenmode endlich betonte, anstatt nur zu bedecken, und Bademode tatsächlich braun gebrannte Arme und Beine zuließ. Davon erzählt die Aufnahme „The Divers“, die er 1930 fotografierte. Sie ist Teil der Berlin Photo Week, die mit verschiedenen Ausstellungen und Expertenrunden nicht nur zurück, sondern auch nach vorn schaut – in eine Welt, die auch von Berlin aus betrachtet immer noch groß, weit und inspirierend ist. Ab 27.8. berlinphotoweek.com
Think out of the box!
Beim Shopping muss nicht zwingend die Kreditkarte in Mitleidenschaft gezogen werden. Sehnsucht anstelle von Kaufsucht kann ein Schaufensterbummel wecken. In den Louis Vuitton Boutiquen lädt aktuell die Fensterdekoration ein, gleichzeitig in Vergangenheit und kreativen Zukunftsvisionen zu schwelgen. Anlässlich des 200. Geburtstages von Gründer Louis Vuitton ehrt das französische Luxushaus ihn und die Anfänge mit der Initiative „Louis 200”.
Der Koffer – das erste Produkt des ursprünglichen Reisegepäckherstellers – wurde von 200 Kreativen neu gedacht. So verwandelte etwa die Brooklyn Balloon Company by Robert Moy den Koffer in eine Skulptur aus Ballons, Streetart-Künstler Mr. Flower Fantastic schuf eine Installation aus Pflanzen. Alle Arbeiten werden im August in ausgewählten Stores und Schaufenstern präsentiert.
ZwischenWelten
Carte Blanche darf in der Kunst als eine Art Ritterschlag gesehen werden, denn sie bedeutet uneingeschränkte künstlerische Freiheit. Das Pariser Museum für moderne Kunst, Palais de Tokyo, erteilte diese kürzlich der deutschen Künstlerin Anne Imhoff. Das Ergebnis? Für die Ausstellung „Natures Mortes“ (Stillleben) legte sie das Gebäude bis auf den Rohbau frei. Hinzu fügte sie ein gläsernes Labyrinth, indem sie abwechselnd mit hellen und dunklen Farbtönen, unterbrochen von welken Blumen und Stillleben, spielt. Gemeinsam mit 30 Gastkünstlern, unter ihnen Musikerin und Balenciaga-Muse Eliza Douglas, lässt sie Raum und Körper mit Malerei und Musik verschmelzen, um alle Facetten des Lebens zu zeigen: Licht und Dunkelheit, Leben und Verblichenes. Die Ausstellung kann bis zum 24.Oktober besucht werden.
Improvisationskunst
Punkt, Punkt, Komma, Strich, lautet die bewährte Formel zum Test von neuem Schreibgerät wie Füller, Textmarker und Co. Gemeint sind hier nicht nur Kinder, sondern auch Kunden im Fachhandel für Künstlerbedarf. Auf den Probier-Papieren finden sich zögerliche Kringel, selbstbewusste Striche und wahllose Muster. Inspiriert von der Idee des Unbeobachtet-Seins, hat Künstlerin und Illustratorin Sarah Illenberger bekritzelte Testpapiere gesammelt und zu einzigartigen Designs kuratiert. Zu finden sind sie unter anderem auf dem Blow Vorhang der Artist Edition und auf drei Textilbahnen des dänischen Textilverlags Kvadrat.
Drei farbenfrohe Textilbahnen – Script_One, Script_Two und Script_Three. Fotografiert von Corinna Gratzl und Robert Rieger.
Spiegel der Zeit
Während man im zurückliegenden Jahr vordergründig das Gefühl hatte, die Welt stünde still, drehte sie sich vor allem hinter den Kulissen weiter. Nicht nur Güter und Waren, sondern auch Botschaften und Fotos wurden trotz Pandemie um die Welt geschickt. Das Gmunden.Photo Festival in Österreich thematisiert dies nun in Bildern. Als Symbol für den internationalen Austausch werden sie in Frachtschiffcontainern ausgestellt. Von klassischen Schwarzweiß-Fotografien über Instagram-Bilder und hybride Formate zeigt die Ausstellung Momentaufnahmen von Künstlern wie Thomas Albdorf und Feng Li. Die Arbeiten sind bis zum 15. August im Seeviertel Gmunden zu sehen.
Auch hier war der Künstler seiner Zeit voraus: Er eröffnete 1986 den Pop Shop in New York, wo er Produkte mit seinen Zeichnungen verkaufte. Auf T-Shirts, Aufklebern und Postern sollte seine Kunst für jedermann zugänglich werden. Dieser Philosophie entsprechend, haben wir eine Auswahl unserer liebsten Keith Haring Produkte zusammengestellt
Vitsœ-Chef Mark Adams (rechts) mit Dieter Rams
Einzigartig und erreichbar
Stardesigner Pierre Yovanovitch bringt eine eigene Möbelkollektion heraus. Eiche, Walnuss, mundgeblasenes Glas, feinstes Leinen, Bronze poliert oder patiniert: Pierre Yovanovitch liebt das Material und seine exquisite Bearbeitung. Der französische Designstar mit Büros in Paris und New York praktiziert seit 20 Jahren das, was jetzt alle propagieren: das Lob der Highend-Handwerkskunst. Die hat in Frankreich eine einzigartige Geschichte, Yovanovitch bereitet Ihr mit seinen Möbelentwürfen eine Bühne.
Ihre Formen sind sanft und reduziert, mit einer Prise amerikanischen und skandinavischen Midcentury-Stils und zugleich von einer Perfektion zum Niederknien. Soviel Klasse gab es bisher nur maßgefertigt und als Galerie-Edition – eigentlich unbezahlbar. Jetzt hat Pierre Yovanovitch seine eigene Möbelmarke gegründet und eine Kollektion mit 45 Teilen herausgebracht, Sessel, Tische, Leuchten, seriell gefertigt und damit – auf hohem Niveau- erreichbar. Es sind lauter Stücke von zeitloser Eleganz und auf smarte Art provenzalisch. Wie Yovanovitch selbst. Er stammt aus Nizza.
Erfrischend!
Eine Selektion an Möbeln, die munter machen.
Die Ausstellung „Yayoi Kusama: Eine Retrospektive“ gibt es noch bis zum 15. August 2021 im Gropiusbau in Berlin zu sehen.
Yayoi im Wunderland
Alice musste in der Geschichte einen Bissen von einem Keks nehmen, um in andere Sphären zu gelangen. Einfacher gelingt die Reise ins Wunderland mit einem Besuch bei der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama. Halluzinationen inspirierten die 91-Jährige in ihrer Jugend zu Werken, die bis heute von Kürbissen und Polka Dots geprägt sind. Die Retrospektive „A Bouquet of Love I Saw in the Universe“ im Gropius Bau Berlin zeigt ihr Schaffen.
Foto: Ota Fine Arts; Victoria Miro & David Zwirner; Sonja Mueller
Die virtuelle Ausstellung des Loewe Foundation „Craft Prize“. Begehbar unter: loewecraftprize.com
„Natürlich leben wir in einer digitalen Realität. Wir kommunizieren und verlieben uns auf Social Media. Aber es wird immer eine Verbindung zum Objekt geben, dessen Entstehung mit Zeit, Ort und Menschen zu tun hat. Es hält gewissermaßen unsere Füße auf dem Boden.“
Jonathan Anderson, Creative Director des spanischen Luxushauses Loewe
Illusion zum Anfassen
Es ist Zeit, sich zu sammeln, sich neu zusammenzusetzen. Ein Konzept, das man im Modehaus Maison Margiela zur Markenidentität erhoben hat: Aus der Dekonstruktion entspringt das Neue. Auch London wagt dieser Tage den Neustart. Genau der richtige Zeitpunkt also für die einst in Belgien gegründete Marke, im Stadtteil Mayfair eine Flagship-Boutique zu eröffnen.
Gestaltet wurde sie von dem niederländischen Architektur-Studio Anne Holtrop. Dekonstruktion ist auch hier das Stichwort. Bekannte Formen werden verändert und entfremdet, um eine andere Ästhetik zu schaffen. Gipswände und -säulen in Weiß erscheinen in ihrer Textur wie Stoffvorhänge. Türen erinnern nass glänzend an Wasser, das auf dunklem Stein entlangrinnt. Die Dekonstruktion wird zur Illusion.
Statt Blumen
Ein Stuhl im Blütenkleid? Digital ist das schnell entworfen, zumindest für 3-D-Designer Andrés Reisinger aus Barcelona, ein Star der Branche. Er stellte das animierte Rendering des Sessels „Hortensia“ vor zwei Jahren ins Netz, der Erfolg war so groß, dass er ihn auch in echt haben wollte. Mit der Textildesignerin Júlia Esqué gelang die Umsetzung als kleine, teure Edition, mit der Designmarke Moooi jetzt sogar die Serienproduktion: und das mit 30.000 (!) textilen Blüten. Ein kleiner Triumph des Analogen über das Digitale. Und ein Muttertagsgeschenk. Für nächstes Jahr.
Zur Pinault-Collection gehören unter anderem 40 Stücke von David Hammons. Hier: „Untitled,“ aus dem Jahr 2000
Kaffee mit Köpfchen
Eine Tasse Kaffee kann einem die Augen öffnen – am Morgen ganz sicher, doch nun auch optisch. Der chinesische Künstler und Menschenrechtsaktivist Ai Weiwei reiht sich mit seiner Arbeit in die traditionsreiche Art Collection von illy caffé ein. Seit 1992 werden einst von Matteo Thun entworfene schlichte Kaffeetassen von internationalen Künstlern neu gestaltet. Die Edition von Ai Weiwei ist in Anlehnung an seine „Coloured Vases” aus dem Jahr 2006 entstanden. Damals tauchte er rund 4000 Jahre alte Vasen in Industriefarbe, um auf die Zerstörung durch die chinesische Kulturrevolution aufmerksam zu machen. Die illly-Kollektion macht dagegen bewusst: Der Wert, einer guten Tasse Kaffee, misst sich nicht am bloßen Trinken, sondern am Genuss.
Wonach verlangt also der globale Nomade heutzutage? „Es gibt ein grundlegendes Missverständnis“, erklärt Yabu. „Hotelbesitzer wünschen oft, dass ihr Hotel ein ‚Home away from home‘, also ein Zuhause in der Ferne, sein solle. Tatsächlich wollen viele Leute aber auch mal raus aus ihrem Zuhause und eine andere Welt erleben.“ Oder auch: eine alltagsfreie Welt ohne knittrige Bettwäsche, Flecken auf dem Sofa und schwächelnden Duschstrahl.
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