Thema Uhren

Rasant: Zenith

Berühmt ist Zenith vor allem für seine „El Primero“-Modelle. Automatik-Chronos, deren Unruh besonders schnell schwingt und mit denen man darum die Zeit auf die Zehntelsekunde genau stoppen kann. Und wie überträgt man dieses Alleinstellungsmerkmal sichtbar auf eine Dreizeigeruhr? Die jetzt in Genf vorgestellte „Defy Skyline“ zeigt ein markanteres Design mit achteckigem Gehäuse und facettierter Lünette, ein interessant strukturiertes Zifferblatt und eine kleine Sekunde bei 9 Uhr, die schon auf den ersten Blick anders ist als andere: Sie rotiert nicht in 60, sondern in 10 Sekunden, aufreizend schnell. Und die Skala ringsum macht es möglich, auch die Zehntel abzulesen. Das neue Manufakturkaliber „El Primero 3620“ verfügt dabei über einen Sekundenstopp zur genauen Zeiteinstellung. De „Skyline“ erscheint in drei Varianten zu je 8300 Euro: mit blauem, weißem und schwarzem Zifferblatt. Zusätzlich zum Stahlband wird jeweils ein fabrlich passendes Kautschukband mitgeliefert. 

24 / 01 / 22

Girard-Perregaux und Ulysse Nardin: Kering trennt sich von zwei Uhrenmarken

Gerüchte gab es schon lange; nun ist es offiziell: Der Kering-Konzern (zu dem unter anderem Gucci, Bottega Veneta, Balenciaga und Boucheron gehören), verkauft die Sowind Group mit den Uhrenmarken Girard-Perregaux und Ulysse Nardin an deren Management. Damit zieht sich Kering ganz aus dem High-End-Uhrensegment zurück. Die beiden Traditionshäuser gehörten zu den letzten unabhängigen Manufakturen, als sie 2011 beziehungsweise 2014 in Konzern-Besitz kamen, und sind nun die ersten, die wieder in die Eigenständigkeit entlassen werden. In einer Branche immerhin, in der zurzeit vor allem unabhängige Marken den Kurs bestimmen.

Der Jubilar trägt Schwarz

In diesem Jahr feiert Porsche Design seinen 50. Geburtstag, mit einer Ausstellung im Porsche-Museum, einem üppigen Coffee-Tablebook und natürlich zeitgemäßen Neuauflagen große Erfolge. Zu den ersten gehörte ein 1972 erschienener Chronograph: der erste, der Sportwagendesign konsequent auf eine Uhr übertrug und als erster Sportchrono komplett mattschwarz. Das auf 500 Exemplare limitierte Jubiläumsmodell „Chronograph 1 – 1972“ folgt der Vorlage ganz detailgetreu, wird allerdings nicht aus Stahl, sondern aus Titan gebaut und von einem COSC-zertifizierten Automatikwerk angetrieben. Mit 750 Exemplaren ist die Version „Chronograph 1 – 911 Edition 50Y Porsche Design“ zwar häufiger, aber noch exklusiver. Erwerben können sie nur Käufer des entsprechenden Wagens, des „Porsche 911 Targa GTS Edition 50 Jahre Porsche Design “. In Schwarz, natürlich. Jan Lehmhaus

Startimer Heritage Manufacture

Fotografiert von Jan Lehmhaus

Ein Bumper!

Retro-Uhren zitieren die Optik, nicht die Technik von gestern. Eigentlich. Alpina hat jetzt in der „Startimer Heritage Manufacture“ die Hammerautomatik wiederbelebt. Die „Startimer Heritage Manufacture“ ist ein expressives Stück Uhr. Für nur 42 Millimeter Durchmesser wirkt das kissenförmige Gehäuse ziemlich kräftig; sein Oldschool-Sonnenschliff ist so bemerkenswert wie das Rot von Zeigern und Indizes. Noch eindrücklicher aber ist der ungewöhnliche Antrieb der Uhr: Alpinas sechstes Manufakturkaliber ist ein Werk mit „Hammerautomatik“.

Das Prinzip der Pendelschwungmasse wurde eigentlich vor Jahrzehnten zugunsten des heute üblichen Rotors aufgegeben. Der war effizienter, ließ aber die hübsche haptische Rückmeldung der beiden Begrenzungsfedern vermissen, zwischen denen das Gewicht hin und her prallte: „Plong, plong; der englische Fachausdruck „Bumper“ kommt dem Effekt viel näher als der deutsche. Alpinas neues Kaliber „AL-709“ ist eine verbesserte Version des alten Prinzips. Der Hammer sieht zwar aus wie sein Vorläufer der 1950er-Jahre, pendelt aber nicht wie früher um 120, sondern um 330 Grad zwischen modernen Federklingen. – Und in nur je 188 Exemplaren der beiden „Startimer Heritage Manufacture“-Ausführungen mit Edelstahl- oder vergoldetem Gehäuse. Jan Lehmhaus

Gelb steht für Dynamik – wer sie sieht, der weiß, warum: Hublot „Big BangUnico Yellow Magic“ 42 mm, Automatik, Keramikgehäuse, 25.900 Euro
Ein bisschen Sunset Strip:
Rolex „Datejust 36“. Zifferblatt
mit Palmenmuster, Automatik,
am Oyster-Stahlband für 6550 Euro
Silber gab es lang nicht mehr, aber das spricht nicht dagegen, ein Gehäuse daraus zu fertigen: Tudor „Black Bay Fifty-Eight 925“, Textilband und Blatt in Taupe, Automatik, 4010 Euro
Mit dem Zauber von Schwarz kennt man sich aus: Chanel „J12 Phantom“. Band und Gehäuse aus Stahl und Keramik, Automatik, 7000 Euro

DAS GROSSE COVERSHOOTING DER UHRENAUSGABE

Fotos Armin Zogbaum

Unser UHREN Magazin

ICON Chefredakteurin Inga Griese und Dr. Philip Cassier

Cockpit-Instrument

Kooperationen von Auto- und Uhrenmarken gibt es viele. Bei Porsche und Porsche Design geht man sicher, dass Zeitmesser wie Sportwagen denselben Ingenieurs- und Gestaltergeist atmen. Zum Markteintritt des 718 Cayman GT4 RS erscheint der namensgleiche und auch sonst in jeder Hinsicht passende Chronograph, mit Flyback-Funktion, als Chronometer zertifiziert – und nur von Käufern des Wagens zu erwerben. Die können dann ihre Uhr im Online-Konfigurator noch detaillierter an Wagen- und Lederfarbe ihres GT4 RS anpassen. Bestellt wird der individuelle Chrono aber, wie das Auto, im Porsche-Zentrum.

Wiedergänger

Tissots in diesem Jahr neu aufgelegte „PRX“ erschien zunächst mit einem Quarzwerk: ganz authentisch, schließlich wurde ja auch die Vorlage von 1978 elektronisch angetrieben. Jetzt gibt es die Uhr aber auch mit einem modernen Automatikwerk. Zu erkennen sind die mechanischen Modelle am sorgfältig gerahmten Datumsfenster und dem geprägten Zifferblatt – mit dem sie noch ein bisschen mehr aussehen wie geerbt. Jan Lehmhaus

Noblesse oblige

Guido Terreni ist der neue  CEO der kleinen, feinen Manufaktur Parmigiani. Zuvor hat er jahrelang bei Bulgari die Balance von Sportlichkeit, Eleganz und technischer Finesse hergestellt. Bei seiner neuen Marke scheint ihm das jetzt auch zu gelingen: Die Kollektion „Tonda PF“ bietet eigenständige Mikromechanik in wasserdichten Stahlgehäuse, wie sie gerade im Trend liegen. Die Lünette darauf, so viel Noblesse bleibt gewahrt, ist aus Platin und von Hand gerändelt.

Zurück in die Zukunft

Swatch hat wieder ganz tief ins Archiv gegriffen. Fünf Modelle von 1984 erscheinen genau so shocking bunt, wie sie 1984 waren. Darunter diese „Rouge & Noir“ und die „Gre_Mem L“ mit schwer erratischem Zifferblatt. 27 Jahre später sind die Uhren deutlich größer als die Originale und haben Gehäuse aus nachhaltiger Bioceramic.

Zwei coole 68er

IWC ist zurück auf dem Rennkurs von Goodwood; bei der Stirling Moss Trophy ging das Racing-Team der Marke mit seinem 300 SL „Gullwing“ an den Start. Dazu erscheint ein auf 50 Exemplare limitiertes Set aus Auto und Uhr: einer besonderen „Pilot’s Watch Chronograph“-Edition und dem Mercedes-Benz 300 SL „Racing Works Edition“ von Hot Wheels, präsentiert in einem Werkzeugkasten aus Metall.

Uhren- und Spielzeugmarke betonen, sie verbinde mehr als nur präzise Mechanik und die Begeisterung fürs Automobile. Sie stünden für US-amerikanischen Unternehmergeist (IWC-Gründer Florentine A. Jones stammte aus Boston) – und sind beide stolze 68er: IWC wurde 1868, Hot Wheels 100 Jahre später etabliert. Das Set mit der Nummer 1 wird bei Bonhams online versteigert – zugunsten einer Stiftung, die Kindern Erfinder- und Unternehmergeist vermitteln will. Jan Lehmhaus

QUALITÄTSCREDO

Was den Output betrifft, so gehören die Dresdner von Lang & Heyne zu den ganz kleinen Manufakturen, über Jahre haben sie kaum 100 Uhren pro Jahr gefertigt. In Qualität, Fertigungstiefe und Ästhetik jedoch sind sie in der Spitzenklasse. Nur einen Zeitmesser aus Stahl haben sie noch nie kreiert, das hat sich nun geändert: Die „Hektor“ bedient in ihrer Sportlichkeit exakt das Marktsegment, das derzeit am meisten nachgefragt wird. Besonders raffiniert wirkt das Band – und das Werk zeigt deutlich die Handschrift des Konstrukteurs Jens Schneider. Dessen Credo lautet, dass eine klare, saubere Aufteilung immer komplizierte Spielereien schlägt. Das ist durch den Glasboden sehr gut zu sehen.

Drei Zifferblattfarben stehen zur Auswahl – Grau, Blau und Grün. Das ist Geschmacksache, dem Vernehmen nach übersteigt die Nachfrage bei den Händlern aber jetzt schon die limitierte Produktionszahl von 99 Stück. Das ist kein Wunder – mit 16.900 Euro liegt die Serie deutlich unter dem Preisniveau großer Häuser wie Audemars Piguet oder Patek Philippe. Die Uhrmacherei in dem Modell ist trotzdem über jeden Zweifel erhaben. Philip Cassier

Speedmaster mit Potential

Omegas neue „Speedmaster Chronoscope“ ist mit einem Durchmesser von 43 Millimetern ganz schön eminent geraten. CEO Raynald Aeschlimann möchte mit der Uhr zeigen, welches Kraft im Speedmaster-Konzept steckt, das eben auch anderes hergebe als die klassische „Moonwatch“. Während die neben der Kurzzeitmessung nur die Ermittlung der Geschwindigkeit erlaubt, ist die „Chronoscope“ ein Multitool, bestimmt auch Entfernungen (wie die eines herannahenden Gewitters) und die Pulsfrequenz. Für die Gestaltung der zusätzlichen Skalen hat sich Omega von historischen Modellen  der 1940er-Jahre inspirieren lassen, aber weise auf die verwirrende Spiralform früher Telemeter verzichtet.

Die Stahlversion gibt es in drei Farbvarianten. Bei der Premiere der Uhr flog das Publikum aber vor allem auf die Ausführung mit „Bronze Gold“-Gehäuse und dunkelbraun patiniertem Blatt. Das glänzend finissierte Handaufzugswerk 9908 ermöglicht, such das ist Aeschlimann wichtig, eine im Vergleich zu anderen Speedmaster-Modellen geringere Bauhöhe des Gehäuses. Ein Konzept mit Potential eben. Jan Lehmhaus

Keine Zeit zu sterben

Seit 1995 trägt James Bond Uhren von Omega – damit ist er seinen Zeitmessern wesentlich treuer als seinen Frauen. Als der Kinostart von „Keine Zeit zu sterben“ deshalb im März 2020 wegen Covid verschoben werden musste, unkten viele Experten, dies würde auch den Erfolg der „Seamaster Diver 300M 007 Edition“ schmälern. Doch glaubt man den Bielern, war das Gegenteil der Fall. Omega hatte sich gegen eine limitierte Stückzahl entschieden und die Kunden waren anscheinend froh, schon ein wenig von Bond bei sich tragen zu dürfen. Nun kommt der Streifen, der für viele Fans eine Rückkehr zur Normalität symbolisiert, tatsächlich in die Kinos – und die Manufaktur hat schon einmal einen kleinen Vorgucker als Werbefilm veröffentlicht. Wir lernen: Die Zeit geht weiter – und das in in bester 007-Manier mit einem stylischen Knall.

Hochfrequent

Frederique Constants „Monolithic“-Hemmung gehört zweifellos zu den wichtigsten technischen Neuerungen  der vergangenen Jahre. Schließlich räumt sie gründlich mit einem 250 Jahre alten Bauprinzip auf, benötigt statt 26 Bauteilen nur eines und ist völlig amagnetisch. Die Schwingfrequenz ist zehnmal so hoch wie bei üblichen Mechanismen. Dadurch ist sie superpräzise – und ein echter Hingucker. Die „Slimline Monolithic Manufacture“ gibt es in zwei Stahl- und einer Roségoldversion.

Stadt und Erdkreis

Bulgari hat zuletzt immer wieder mit den Komplikationen für seine ultraflache „Octo Finissimo“ Furore gemacht hat. Jetzt demonstriert das Haus, wie sich auch die kräftigere „Octo Roma“, elegant aufrüsten lässt: Die „Octo Roma Worldtimer“ zeigt im 24-Stunden-Format die Zeit in 24 Zeitzonen. Für Mitteleuropa steht natürlich: Roma. Automatikwerk, Edelstahlgehäuse am Stahlband mit blauem Blatt oder schwarz beschichteter Edelstahl am Kautschukband mit schwarzem Blatt.

Maus-Zeiger

Comic-Kooperationen sind derzeit ein heißes Thema in der Haute Horlogerie. Bei Bulgari haben sie schon Tradition – oder vielmehr bei Designlegende Gérald Genta, dessen Marke die Italiener 1998 kauften. Die „Gérald Genta Arena Retro Mickey Mouse Disney“ folgt weitgehend einer Vorlage aus den 90ern. „Retro“ steht dabei gar nicht für nostalgische Gestaltung, sondern für die typische retrograde Minutenanzeige Gentas, kombiniert mit einer springenden Stunde im Fenster. Die Uhr mit Stahlgehäuse und Automatikantrieb ist limitiert auf 150 Exemplare.

Licht aus: Licht an!

Wenn die Zeitanzeige nicht mehr die Hauptaufgabe feiner Uhren ist, kann auch profane Leuchtmasse ganz neue Funktion bekommen. Roger Dubuis hat schon im vergangenen Jahr gezeigt, wie dramatisch sich damit inszenieren lässt: Bei der „Excalibur Twofold“ glühen in der Dunkelheit die Konturen des Armbands im selben Grün wie die Zeiger und die Kanten der Werkbrücken. Die „Excalibur Flying Tourbillon Glow Me Up“ geht noch viel weiter: mit der vierfarbigen Illumination von Werkteilen und 60 Baguette-Diamanten auf der Lünette, unter denen Leuchtmasse eingelassen wurde. Das Ergebnis ist ein kompletter Image-Wechsel, palace by day, circus by night, quasi zwei Uhren in einer – aber nur achtmal zu haben.

Womanhood, Watches and Instincts

Endlich wieder ein Live-Event. Inga Griese sprach mit Aurélia Jouhanneau (Audemars Piguet) und Vanessa Dietl (Max Dietl Haute Couture). Denn: Innovation ist feminin.